Sonntag, 8. Juli 2007

Killer wie du und ich

„Diese Wachtürme gefallen mir nicht“, stellte der Major fest. Beide Männer fröstelten. Eine käftige Brise war aufgekommen, und sie befanden sich nun nicht mehr im Windschatten des Berges. Allen Männern stand eine Harte Nacht bevor. „Auf jedem sind ein oder zwei Maschinengewehre, die uns beim Angriff vom Hang fegen können.“
„Keine Suchscheinwerfer“, merkte der Bogenschütze an.
„Dann benutzen sie bestimmt Nachtsichtgeräte. Mit denen kenne ich mich aus.“
„Wie gut sind die?“
„Ihre Reichweite ist beschränkt. Über eine Entfernung wie zu uns erkennt man durch sie große Objekte wie Lkw. Einen Mann sieht man vor diesem zerklüfteten Hintergrund über dreitausend Meter. Für ihre Zwecke reicht das gut. Die Türme müssen ausgeschaltet werden. Setzen Sie die Mörser gegen sie ein.“
„Nein.“ Der Bogenschütze schüttelte den Kopf. „Wir haben nur knapp hundert Granaten; die sind für die Kaserne bestimmt. Wenn wir alle schlafenden Soldaten töten können, haben wir es nachher im Komplex selbst einfacher.“
„Wenn uns die MG-Schützen auf den Türmen aber kommen sehen, ist die Hälfte unserer Männer tot, ehe die Soldaten überhaupt aufwachen“, gab der Major zu bedenken.
Der Bogenschütze grunzte. Sein Kamerad hatte Recht. Zwei Türme waren so positioniert, dass von ihnen aus der Hang unter dem Plateau bestrichen werden konnte. Und diesen Hang mussten seine Männer erklimmen. Er konnte der Bedrohung mit seinen eigenen MG begegnen, doch solche Duelle gewann meist der Verteidiger. Der Wind zerrte an ihnen. Beide Männer mussten jetzt Schutz suchen, wenn sie keine Erfrierungen riskieren wollten.
„Verfluchte Kälte!“ stieß der Major hervor.
„Ist es auf den Türmen auch kalt?“, fragte der Bogenschütze nach kurzem Nachdenken.
„Sogar noch kälter als hier. Dort ist man dem Wind ungeschützt ausgesetzt.“
„Was haben die russischen Soldaten an?“
Der Major lachte in sich hinein. „Sachen wie wir. Immerhin tragen sie ihre Uniformen.“
Der Bogenschütze nickte, hatte plötzlich einen Einfall und stand auf. Kurz darauf kam er mit einem Stinger-Abschussgerät zurück und setzte es zusammen. Die Suchgeräte wurden von seinen Männern unter der Kleidung getragen, um die Batterien vor der Kälte zu schützen. Fachmännisch setzte er die Waffe zusammen, aktivierte sie und visierte den nächsten Wachturm an...
„Hören sie mal“, sagte er und reichte dem Major das Gerät.
„Ah!“ Er grinste breit.

- aus "Der Kardinal im Kreml" von Tom Clancy

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